Kettendenken

// von Boris Pfeiffer //

Als die kleinen Buchhandlungen hier vom Platzhirsch aufgekauft wurden, mussten sie die zuvor inhabergeführten Läden von nun an einheitlich gestalten. Denn die Kunden sollten ihr neues „Zuhause“ überall gleich erkennen und einheitlich erleben. Eintreten – erkennen – zuhause fühlen.
Zuhause?
Wo zuvor so gestaltet und eingekauft wurde, dass das örtliche Publikum sich wiederfand, fand dieses sich nun in einer neuen Heimat, die die Kette bestimmte. Die von der Kette ausgewählten Titel, die von der Kette ausgelegten Titel und keine Wahl mehr der Buchhändlerinnen. Viele der Buchhändlerinnen kündigten und gingen. Sie fanden sich in ihrer Arbeit nicht mehr wieder. Entfremdung war eingetreten. Entfremdung von der Arbeit ist ein ziemlich alter Begriff, ziemlich wahrscheinlich erfunden von einem Typen namens Karl Marx. Keramikbüsten von dem werden heute für 50 Cent auf dem Flohmarkt verkauft oder in Entrümperlungsläden.
Kettendenken dagegen ist ein immens aktueller und immer wichtigerer Begriff heutzutage.
Gerald Hüther, den zu erforschen sich für uns lohnen dürfte, sagt dazu in irgend sonem Video auf irgend soner Plattform, die ihr jetzt mal selber suchen müsst:
„Also, wenn Leute so ne feste Überzeugung haben wie es ist, und sie glauben, sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen, dann bin ich der letzte, der ihnen den Löffel wegnimmt. Also, das hat auch keinen Sinn. Weil, dann werden sie nur widerspenstig und werden auch zum Teil agressiv.
Weil, Menschen hängen ja an ihren Überzeugungen wie an Ketten.
Das ist ja Teil ihrere eigenen Identität. Dieser Befolgung dieser Glaubenssätze verdanken sie ja oft ihre ganze Position, in die sie da gelangt sind. Die ham ihr ganzen Leben nach diesen Glaubenssätzen gestaltet. Ham unterwegs immer mit den Ellbogen und so sich durchgesetzt. Und jetzt kommt da einer her und sagt: das war das Falsche. Das kann man doch nicht zulassen. Da ist ja das ganze Leben auf einmal in Frage gestellt. Das ist nicht so leicht, jemand der so das ganze Leben mit so ner festen Überzeugung rumgerannt ist, diese Überzeugung in Frage zu stellen. Der empfindet das also mindestens so ähnlich, als wolle man ihm einen Arm oder einen Bein abschneiden. Und so wehrt er sich auch.“
In Ketten leben ist … wie seht ihr das? Kettenkarussel? Graf von Monte Christo? Hui Buh mit der rostigen Rasselkette? Wisst ihr noch, was Kettenraucher waren?

// Der Verlag Akademie der Abenteuer wurde Ende 2020 gegründet. Hier fanden zunächst Kinderbücher ein neues Zuhause, die sonst aus dem Buchhandel verschwunden wären. Dies ermöglicht den Autorinnen und Autoren ihre Bücher auch weiterhin bei Lesungen vorzustellen und ihre Backlist zu pflegen. Schritt für Schritt kamen dann Neuveröffentlichungen hinzu. Seitdem sind über 50 Bücher von mehr als 20 Autorinnen und Autoren aus vielen Teilen der Welt erschienen –  zweimal hochgelobt von Elke Heidenreich, einmal in den Musenblättern zum Buch des Jahres gekürt. Alle Bücher des Verlags lassen sich finden im Überblick.

Boris Pfeiffer ist einer der meistgelesenen Kinderbuchautoren Deutschlands. Er schrieb zum Beispiel die von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen als einzigartig gelobte historisch-fantastische Zeitreisensaga ‚Akademie der Abenteuer‘, wie auch über 100 Bände für die beliebte Kinderbuchreihe ‚Drei ??? Kids‘. Von ihm stammen ‚Celfie und die Unvollkommenen‘, ‚Die Unsichtbar-Affen oder ‚Das wilde Pack‘. Er ist der Gründer des Verlags Akademie der Abenteuer. Zuletzt erschienen dort von ihm zusammen mit der in Australien lebenden Malerin Michèle Meister die Gedicht- und Bildbände für Erwachsene „Nicht aus Adams Rippe“ und „Mitten im Leben“. Die nächste Ausstellung mit den Bildern und Gedichten findet 2025 in der Bibliothek Zeuthen statt. Band 3 und 4 entstehen zur Zeit. Von Kindern mit großer Aufmerksamkeit gelesen wird Boris Pfeiffers vierbändige Ozean-Geschichte SURVIVORS, die von einem Schwarm bunt zusammengewürfelter Fische erzählt, deren gemeinsames Ziel es ist, den Klimawandel zu überleben. Sein Roman „Feuer, Erde, Wasser, Sturm – Zum Überleben brauchst du alle Sinne“ wurde in der Süddeutschen Zeitung als eines der zehn besten Jugendbücher des Jahres 2023 gewählt. Er arbeitet zur Zeit an einem neuen Roman und schreibt neue Kinderbücher mit den Fußballvereinen der Deutschen Bundesliga //

Aus dem Verlag:

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