Huby und überhaupt

// von Boris Pfeiffer //

Heute morgen am Tisch, beim Kaffee, denke ich an Huby, meinen Freund und Lehrer. Wir haben viel gesprochen, auch immer wieder zusammengearbeitet. Theaterstücke geschrieben. Mein liebstes ist ‚Akkordeoninonepomuk‘, die Geschichte von einem Zirkus, der in eine von einem autoritären Disasterbürgermeister regierte Ortschaft kommt und dort dank der Liebe einiger Kinder und eines Wunders alles auf den Kopf stellt. Es ist noch nie gespielt worden. Auch seine Frau liebt das Stück sehr. Wird Zeit, dass es auf die Bühne kommt. Vielleicht werde ich es hier in Italien mit Kindern auf die Bühne bringen. Gestern ist es mir angeboten worden, hier zu arbeiten. Ich habe lange als Regisseur gearbeitet, in der Schweiz sehr erfolgreich. Mein Robert Walser Stück „Für die Katz“ wurde von Herrn Gelberg ein paar Jahre vor seinem Tod als beste Walserarbeit auf der Bühne gelobt, die er je gesehen hatte. Der von mir zusamengestellte und an der Seite von Werner Heinrichmöller auf die Bühne gebrachte Virginia Woolf Abend ‚Liebster, ich spüre genau, dass ich wieder wahnsinnig werde‘ war in Berlin sehr geliebt. Stella Doufexis sang damals. Ich denke immer wieder an sie. Es war ein Schock, als sie starb. Natürlich bin ich auch gescheitert. Zuletzt mit einem Stück, dass die Dramaturgin des Hauses, an dem es spielen sollte, liebte, aber der Regisseur wollte alles anderes, alles besser, er war meiner Arbeit gegenüber unverständig, leider besserwisserisch und versteckte sich hinter den eigenen Mustern, weil er an andere Formen nicht glauben konnte, sie seelisch nicht anfassen konnte, er auf seiner Schiene bleiben musste. Das war damals hart für mich, aber inzwischen habe ich es verdaut. Er könnte heute gut den Bürgermeister in der nächsten Aufführung spielen. Das wäre eine Schau. Ob Huby auch Freude daran hätte? Bestimmt, er und ich wollten uns mit dem anderen treffen. Aber da war Corona und der wollte niemand mehr sehen. Es ist schön, ein erwachsener Mann zu sein und dass die Bürgermeisterin mich gefragt hat, ob ich hier was auf die Beine stellen will, sie denke schon seit Jahren darüber nach. Die Lust wächst. Die Kraft zum Schreiben und die zum Tun wächst immer aus meiner biegsamen, kindlichen Kraft. Aus Erstarrung wächst nichts.

// Der Verlag Akademie der Abenteuer wurde Ende 2020 gegründet. Hier fanden zunächst Kinderbücher ein neues Zuhause, die sonst aus dem Buchhandel verschwunden wären. Dies ermöglicht den Autorinnen und Autoren ihre Bücher auch weiterhin bei Lesungen vorzustellen und ihre Backlist zu pflegen. Schritt für Schritt kamen dann Neuveröffentlichungen hinzu. Seitdem sind über 50 Bücher von mehr als 20 Autorinnen und Autoren aus vielen Teilen der Welt erschienen –  zweimal hochgelobt von Elke Heidenreich, einmal in den Musenblättern zum Buch des Jahres gekürt. Alle Bücher des Verlags lassen sich finden im Überblick.

Boris Pfeiffer ist einer der meistgelesenen Kinderbuchautoren Deutschlands. Er schrieb zum Beispiel die von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen als einzigartig gelobte historisch-fantastische Zeitreisensaga ‚Akademie der Abenteuer‘, wie auch über 100 Bände für die beliebte Kinderbuchreihe ‚Drei ??? Kids‘. Von ihm stammen ‚Celfie und die Unvollkommenen‘, ‚Die Unsichtbar-Affen oder ‚Das wilde Pack‘. Er ist der Gründer des Verlags Akademie der Abenteuer. Zuletzt erschienen dort von ihm zusammen mit der in Australien lebenden Malerin Michèle Meister die Gedicht- und Bildbände für Erwachsene „Nicht aus Adams Rippe“ und „Mitten im Leben“. Die nächste Ausstellung mit den Bildern und Gedichten findet 2025 in der Bibliothek Zeuthen statt. Band 3 und 4 entstehen zur Zeit. Von Kindern mit großer Aufmerksamkeit gelesen wird Boris Pfeiffers vierbändige Ozean-Geschichte SURVIVORS, die von einem Schwarm bunt zusammengewürfelter Fische erzählt, deren gemeinsames Ziel es ist, den Klimawandel zu überleben. Sein Roman „Feuer, Erde, Wasser, Sturm – Zum Überleben brauchst du alle Sinne“ wurde in der Süddeutschen Zeitung als eines der zehn besten Jugendbücher des Jahres 2023 gewählt. Er arbeitet zur Zeit an einem neuen Roman und schreibt neue Kinderbücher mit den Fußballvereinen der Deutschen Bundesliga //

Aus dem Verlag:

1 Comment

  1. Boris bleib dran. So eine Chance von der Bürgermeisterin aufgefordert zu werden gibt es nicht alle Tage. Bei der Primäre will ich dabei sein….

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