von Boris Pfeiffer
Mein Freund, der Taxifahrer, fragt sich, was los ist. Sein Geschäft wankt seit Jahren. Die Gemeinkosten sind Jahr für Jahr hochgeknallt wie nur was. Wo er früher seine Fahrten und Einnahmen mit Kasse und Papierblock abrechnen konnte, muss heute elektronisch bezahlt und übermittelt werden. Die Daten des Taxameters werden über eine verschlüsselnde TIN-Karte (93 Euro 50) über Telefon mit SIM-Karte (monatliche Abrechnung) zu einem von ihm zu mietenden Anbieter von Datenspeicher (10,70 Euro im Monat) gesendet, wo das Finanzamt alleinigen Zugriff hat und sie sich bei Bedarf abholt. Funkgebühren gehen extra. Die Spritpreise sind da fast nur noch ein Teil, kriegsbedingt steigend. Noch überzeugender wirkt auf ihn, dass ihm das Jobcenter das Geld für die Reparatur seines Arbeitsmittels zur Verfügung stellen würde, wenn er zuvor einen abschlägigen Bescheid seiner Hausbank über einen beantragten Kredit vorlegt: „Die gehen davon aus, man solle sich erstmal mit einem Privatkredit ruinieren, um dann Geld von ihnen zu bekommen.“
So richtig weiter weiß er nicht mehr. Wo er früher seine händisch ausgefüllten Papiere beim Finanzamt abgab … „Ja“, ruft er plötzlich. „Und wo vor dem Krieg in Europa Frauen in Kenia Chapati buken und sie auf der Straße verkauften …“ Er schüttelt den Kopf.
Boris Pfeiffer ist einer der meistgelesenen Kinderbuchautoren Deutschlands (er schreibt z.B. die Drei ??? Kids) und Gründer des Verlags Akademie der Abenteuer. Zuletzt erschien dort zusammen mit der in Australien lebenden Malerin Michèle Meister der Gedicht- und Bildband für Erwachsene Lockdown – ein C-Movie. Ende September 2021 erschien bei Harper & Collins der erste Band seiner neuen Kinderbuchreihe SURVIVORS, im Januar 2022 der zweite.