Kettendenken

// von Boris Pfeiffer //

Als die kleinen Buchhandlungen im Süden der Republik nach und nach vom Platzhirsch aufgekauft wurden, mussten die Buchhändlerinnen und Buchhändler die zuvor inhabergeführten Läden einheitlich gestalten. Die Kunden sollten ihr neues Zuhause überall gleich erkennen. Eintreten – erkennen – zuhause fühlen. Zuhause? Wo zuvor so gestaltet und eingekauft worden war, dass das örtliche Publikum sich wiederfand, fand dieses sich nun in einer neuen Heimat, die die Kette bestimmte. Die von der Kette ausgewählten Titel, die von der Kette ausgelegten Titel und keine Wahl mehr der Buchhändlerinnen, was sie zeigen und anbieten wollten. Viele der Buchhändlerinnen kündigten und gingen. Sie fanden sich in ihrer Arbeit nicht mehr wieder. Entfremdung. Kettendenken aber ist ein immens immer wichtigerer Begriff dieser Tage. Gerald Hüther, den zu erforschen sich für uns lohnen dürfte, sagt dazu: „Also, wenn Leute so ne feste Überzeugung haben wie es ist, und sie glauben, sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen, dann bin ich der letzte, der ihnen den Löffel wegnimmt. Also, das hat auch keinen Sinn. Weil dann werden sie nur widerspenstig und werden auch zum Teil agressiv. Weil Menschen hängen ja an ihren Überzeugungen wie an Ketten. Das ist ja Teil ihrer eigenen Identität. Dieser Befolgung dieser Glaubenssätze verdanken sie ja oft ihre ganze Position, in die sie da gelangt sind. Die haben ihr ganzes Leben nach diesen Glaubenssätzen gestaltet. Haben unterwegs immer mit den Ellbogen und so sich durchgesetzt. Und jetzt kommt da einer her und sagt: das war das falsche. Das kann man doch nicht zulassen! Da ist ja das ganze Leben auf einmal in Frage gestellt. Das ist nicht so leicht, jemand der so das ganze Leben mit so ner festen Überzeugung rumgerannt ist, diese Überzeugung in Frage zu stellen. Der empfindet das … also mindestens so ähnlich, als wolle man ihm einen Arm oder einen Bein abschneiden. Und so wehrt er sich auch.“ (Abschrift nach Interviewschnipsel auf Instagram – Link)

// Der Verlag Akademie der Abenteuer wurde Ende 2020 gegründet. Hier fanden zunächst Kinderbücher ein neues Zuhause, die sonst aus dem Buchhandel verschwunden wären. Dies ermöglicht den Autorinnen und Autoren ihre Bücher auch weiterhin bei Lesungen vorzustellen und ihre Backlist zu pflegen. Schritt für Schritt kamen dann Neuveröffentlichungen hinzu. Seitdem sind über 50 Bücher von mehr als 20 Autorinnen und Autoren aus vielen Teilen der Welt erschienen –  zweimal hochgelobt von Elke Heidenreich. Alle Bücher des Verlags lassen sich finden im Überblick.

Boris Pfeiffer ist einer der meistgelesenen Kinderbuchautoren Deutschlands. Er schreibt zum Beispiel  für die beliebte Kinderbuchreihe ‚Drei ??? Kids‘, von ihm stammen ‚Celfie und die Unvollkommenen‘, ‚Die Unsichtbar-Affen oder ‚Das wilde Pack‘. Er ist der Gründer des Verlags Akademie der Abenteuer. Zuletzt erschienen dort von ihm zusammen mit der in Australien lebenden Malerin Michèle Meister die Gedicht- und Bildbände für Erwachsene „Nicht aus Adams Rippe“ und „Mitten im Leben“. Ausstellungen mit den Bildern und Gedichten finden Mitte 2024 und im Frühjahr 2025 in Berlin und Brandenburg statt. Von Kindern mit großer Aufmerksamkeit gelesen wird seine vierbändige Ozean-Geschichte SURVIVORS, die von einem Schwarm bunt zusammengewürfelter Fische erzählt, deren gemeinsames Ziel es ist, den Klimawandel zu überleben. Sein Roman „Feuer, Erde, Wasser, Sturm – Zum Überleben brauchst du alle Sinne“ wurde in der Süddeutschen Zeitung als eines der zehn besten Jugendbücher des Jahres 2023 gelobt. Es wird zur Zeit von ‚Dein Spiegel‘ im Rahmen von ‚Der Erde eine Zukunft geben‘ hier verlost. //

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