von Maria Giovanna Tassinari
Seit einigen Wochen gibt Stefanie, unsere Lehrerin, Yogaklassen online.
Ich positioniere meinen Laptop so, dass sie mich sehen kann, und dasselbe machen die anderen Schülerinnen. Stefanie leitet uns an, mit sehr genauen Angaben. Sie beobachtet uns einzeln und korrigiert uns. Ihre Stimme dringt aus dem Computer bis in mein Bewusstsein. Ich gehe in die Asanas und praktiziere sie „körperlich, emotional, mental“.
Am Donnerstag waren wieder Stehhaltungen dran. Mit dem Stuhl. Uttanasana, Trikonasana, Parivritta Trikonasana, Parshvottanasana. Auf dem Bildschirm vor mir Stefanie, die die Asanas vormacht und erklärt, und meine Mitschülerinnen, auf ihren Matten, mit ihren Stühlen. Während Shirshasana stockt die Stimme von Stefanie kurz, ist weg, dann wieder da: „Schulterblätter ein, Steißbein einziehen“, dann wieder weg. Ich liege auf dem Sofa, mein Haus-Backbender, es macht mir nicht viel aus. Die anderen werden unruhig. Nach einer Weile kommen wir aus der Asana raus. Stefanie ist gar nicht mehr da. Wir schauen uns an: „Was machen wir?“ „Jetzt wären Drehhaltungen dran“, sagt Maike. Also gehen wir in Drehhaltungen, zuerst auf der Matte, dann auf dem Stuhl. Stefanies Stimme fehlt uns. Ich versuche, sie in mir wach zu rufen. Ich gehe in die Haltung, körperlich, mental.
Plötzlich ist Stefanie wieder da, mit Bild und Stimme. Und sie staunt: alle Schülerinnen in der gleichen Haltung!
Das ist Yoga!