Sometime they’ll give a …

// von Boris Pfeiffer //

Wie viele Familien haben jetzt Tote zu betrauern? Wie viele junge Leben sind verheizt worden? Wieviele mehr werden es sein? Wie geht all den Familien? Warum klappt das so einfach? „Du bist jetzt Soldat, ab mit dir … du greifst jetzt das andere Land an, weil ich es so sage …“
Und die auf der anderen Seite der Grenze müssen dann genau das gleiche machen, denn es reicht ja, wenn einer loslegt …
Manchmal wünsche ich mir Aliens, die die Waffen in Luft auflösen. Aber da ich auch nicht so richtig an Gott glaube, helfen da wohl auch keine Aliens. Und dann müsste man ja ehrlicherweise auch noch gleich die Gehirne der Waffenerfinder in Luft auflösen … und so weiter und so fort.
Mein Vater erzählte morgens am Frühstückstisch mal den Witz, der amerikanische Kriegsminister spräche beim Präsidenten vor und verkündete beglückt, sie hätten jetzt eine neue Superrakete bauen lassen, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stelle. Gleich darauf käme dann auch der Verteidigungsminister dazu, der schwer niedergeschlagen wieder aus dem Präsientenzimmer herauskäme. Warum er denn so bedröppelt aus der Wäsche gucken würde?, fragen ihn die Reporter. Sie hätten doch jetzt eine super Rakete. Das schon, meint der Verteidigungsminister, aber er müsse jetzt dazu die passende Abwehrwaffe besorgen …
Ich habe in diesem Augenblick den so seltsam klingenden, so naiv wirkenden Satz aus meiner Jugendzeit vor Augen. Meist war er auf bunten Aufklebern zu lesen. ‚Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin‘. Aufkleber waren damals sowieso sehr in. In allen Farben. Irgendwie liebevoll, irgendwie politisch, irgendwie hübsch. ‚Atomkraft, nein danke‘. ‚Pril‘ (das Spülmittel) mit seinen bunten Blüten.
Aber ich irre mich … Es war kein bunter Buchstabensalat. Es war ein weißer Schriftzug auf einer schwarzen Mauer. Sagt jedenfalls Tante Google. Bunt waren wohl nur die ‚Peace‘ Aufkleber. In meinem Kopf sind es die ‚Stell dir vor …‘-Aufkleber geworden. Macht ja auch Sinn. Kein Krieg ist farbenfroher als ein Krieg.
Ursprünglich erfunden hat den Satz der amerikanische Dichter Carl Sandburg. In den 30ern schrieb er das Buch ‚The People, Yes‘, ein Langgedicht. Wurde, nebenbei, nur in der damaligen DDR ins Deutsche übersetzt, 1964. Wenn jemand eine Ausgabe für mich hätte, freute ich mich. Gerne auch als Kopie. Darin sagt ein Mädchen, als es eine Militärparade sieht: „Sometime they’ll give a war and nobody will come“ …
Trump will doch jetzt eine Monstermilitärparade zum Geburtstag haben, richtig? Mensch, wenn da jetzt nur kleine Mädchen am Straßenrand stünden und statt Flaggen das Buch von Carl Sandburg hochhielten. Ohne bunten Blumen. Und so weiter und so fort … Oder eben doch nicht?
Mein alter Werkstattleiter sagte mal zu mir: „Müssen alle nur mit der Faust in der Tasche dastehen, dann passiert auch nix.“ Ist aber gerade zu spät dafür. Müssen wohl doch Aliens kommen oder Engel oder so und den kranken Scheiß aus den armen Köpfen löschen. Und aus den reichen auch. Und dann anschließend rein in den Frieden, one world im Sinne der Vielfalt und so weiter … und eben nicht als Fluglinienkonglomerat oder chinesischen Olympiaspruch … und so weiter und so fort, ihr wisst ja …

Mehr zum Carl Sandburg

©Boris Pfeiffer

// Der Verlag Akademie der Abenteuer wurde Ende 2020 gegründet. Hier fanden zunächst Kinderbücher ein neues Zuhause, die sonst aus dem Buchhandel verschwunden wären. Dies ermöglicht den Autorinnen und Autoren ihre Bücher auch weiterhin bei Lesungen vorzustellen und ihre Backlist zu pflegen. Schritt für Schritt kamen dann Neuveröffentlichungen hinzu. Seitdem sind über 50 Bücher von mehr als 20 Autorinnen und Autoren aus vielen Teilen der Welt erschienen –  zweimal hochgelobt von Elke Heidenreich, einmal in den Musenblättern zum Buch des Jahres gekürt. Alle Bücher des Verlags lassen sich finden im Überblick.

Boris Pfeiffer ist einer der meistgelesenen Kinderbuchautoren Deutschlands. Er schrieb zum Beispiel die von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen als einzigartig gelobte historisch-fantastische Zeitreisensaga ‚Akademie der Abenteuer‘, wie auch über 100 Bände für die beliebte Kinderbuchreihe ‚Drei ??? Kids‘. Von ihm stammen ‚Celfie und die Unvollkommenen‘, ‚Die Unsichtbar-Affen oder ‚Das wilde Pack‘. Er ist der Gründer des Verlags Akademie der Abenteuer. Zuletzt erschienen dort von ihm zusammen mit der in Australien lebenden Malerin Michèle Meister die Gedicht- und Bildbände für Erwachsene „Nicht aus Adams Rippe“ und „Mitten im Leben“. Die nächste Ausstellung mit den Bildern und Gedichten findet 2025 in der Bibliothek Zeuthen statt. Band 3 und 4 entstehen zur Zeit. Von Kindern mit großer Aufmerksamkeit gelesen wird Boris Pfeiffers vierbändige Ozean-Geschichte SURVIVORS, die von einem Schwarm bunt zusammengewürfelter Fische erzählt, deren gemeinsames Ziel es ist, den Klimawandel zu überleben. Sein Roman „Feuer, Erde, Wasser, Sturm – Zum Überleben brauchst du alle Sinne“ wurde in der Süddeutschen Zeitung als eines der zehn besten Jugendbücher des Jahres 2023 gewählt. Er arbeitet zur Zeit an einem neuen Roman. //

Aus dem Verlag:

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