Unter Nachbarn

von Maria Giovanna Tassinari

Es ist Montag, am späten Nachmittag. Ich komme von der Uni nach Hause. Ich bin müde, es ist warm, ich freue mich auf eine Dusche. Ich rufe den Aufzug und warte ungeduldig. Endlich kommt er, die Tür öffnet sich und die Nachbarin kommt mir entgegen.

„Gehst du mit mir ein Eis essen?“, fragt sie mich. Sie ist Stammkundin im Café gegenüber. Ich sage zu, gemeinsam gehen wir zum Café, bestellen unser Eis und setzen wir uns auf die Terrasse.

An diesem warmen Spätnachmittag ist der Platz voller Leben. Kinder rennen herum, barfuß, verschwitzt und zerzaust, und lächeln. Menschen kommen und gehen. Aus den Terrassen der Restaurants und aus dem Spielplatz steigen Stimmen und Klirren von Gläsern in den Himmel und vermischen sich zu einer wirren, lebhaften Wolke.

Gegenüber von uns, an der Kneipe, sitzt der Philosoph mit einem Freund und trinkt Bier. Hat er uns gesehen?, fragen wir uns. Nein, hat er nicht. Die Nachbarin und ich plaudern weiter, unsere Stimmen steigen zu den anderen. Plötzlich steht der Philosoph vor uns und zwinkert uns zu: „Hallo die Damen! Darf ich in die Mädchenpfütze?“ Er hat meine Randnotiz vom 25. Juni gelesen …

Maria Giovanna Tassinari leitet das Selbstlernzentrum am Sprachenzentrum der Freien Universität Berlin. Ihre Forschungsinteressen sind Autonomie von Lernenden und Lehrenden, Sprachlernberatung, Emotionen und Gefühle in Fremdsprachenlern- und lehrprozesse sowie in Beratungsprozessen.
Sie ist im wissenschaftlichen Board des Research Institute for Autonomy in Language Education, sowie Mitglied von Learner Autonomy Special Interest Group vom IATEFL und Autonomy Focus Group von Cercles.
Neben ihren wissenschaftlichen Publikationen hat sie auch einen privaten Blog.

https://www.sprachenzentrum.fu-berlin.de/slz/index.html
https://lasig.iatefl.org/

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