// Aus dem demnächst erscheinenden Band ‚Erzählen und Zuhören‘ von Boris Pfeiffer mit Graphiken von Marika Voss //
Mitunter mache ich einen Schreibworkshop an Schulen. Mit den Kindern und der Lehrerschaft zusammen arbeiten wir an Geschichten, die die Schülerinnen und Schüler bereits schreiben oder vielleicht gerne schreiben würden, wenn sie dazu ein paar Gedanken und Gefühle klar genug hätten, um starten zu können. Diese Begegnungen sind zunehmend mehr als erstaunlich, sie sind bewegend und stark. Denn anders als oft zuvor wollen immer weniger Kinder darüber schreiben, wie sie mit ihrem besten Freund zum Fußballstar würden, sondern es legen völlig andere Themen in der Luft. Hier ein paar Erlebnisse.
Ein Mädchen, stets beraten von ihrem besten Freund, der wie eine Art kluger Buddha immer an ihrer Seite zu finden war und sie beriet, schrieb über den Untergang der Welt in solcher Liebe, dass mir beim Anhören ihrer Geschichte die Zusammenhänge des Lebens äußerst lebendig vor Augen traten.
Ein Junge, der in anderen Kontexten wegen seiner sprachlich etwas anders als üblich daherkommenden Muster, sonst womöglich überhört hätte werden können, ließ seine Kuscheltiere in hunderten von Texten dermaßen beglückend rappen, dass die gesamte Schule nach unseren Workshops beschloss, daraus ein Theater entstehen zu lassen.
Ein weiteres Mädchen, die sich mit ihrem Erwachsenwerden gerade noch sehr einsam fühlte in ihrer Familie und insbesondere ihrem Vater vermitteln wollte, dass sie aufhören würde, seine kleine Tochter zu sein, schrieb sich ihre Situation mit solcher Komik vom Leib, dass jeder, dem sie das vorlas, vor Wonne am Boden lag.
Und hier endet es nicht. An einer anderen Schule wählten die Kinder dazu zu arbeiten, was mit den Menschen passieren würde bei Medienentzug. Gingen die Menschen dann wieder vor die Tür? Würden sie verrückt, brächen sie ein? Würden Spiele dann in die reale Welt übertragen? Fängen die Menschen an, Stimmen zu hören, verlören sie den Lebensmut oder würden sie aggressiv? Suchten sie sich Ersatz für die Medien?
Vor all diesen Fragen wimmelt es. Und ich gehe davon aus, dass in den Teilen der Gesellschaft, die all dem nicht zuhören mögen oder wollen, oder die ihre eigene Meinung für wesentlicher halten als die der Schülerinnen und Schüler, in nicht allzu ferner Zukunft ein erheblicher Bedeutungsverlust bevorsteht.
©Boris Pfeiffer
// Der Verlag Akademie der Abenteuer wurde Ende 2020 gegründet. Hier fanden zunächst Kinderbücher ein neues Zuhause, die sonst aus dem Buchhandel verschwunden wären. Dies ermöglicht den Autorinnen und Autoren ihre Bücher auch weiterhin bei Lesungen vorzustellen und ihre Backlist zu pflegen. Schritt für Schritt kamen dann Neuveröffentlichungen hinzu. Seitdem sind über 50 Bücher von mehr als 20 Autorinnen und Autoren aus vielen Teilen der Welt erschienen – zweimal hochgelobt von Elke Heidenreich, einmal in den Musenblättern zum Buch des Jahres gekürt. Alle Bücher des Verlags lassen sich finden im Überblick.
Boris Pfeiffer ist einer der meistgelesenen Kinderbuchautoren Deutschlands. Er schrieb zum Beispiel die von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen als einzigartig gelobte historisch-fantastische Zeitreisensaga ‚Akademie der Abenteuer‘, wie auch über 100 Bände für die beliebte Kinderbuchreihe ‚Drei ??? Kids‘. Von ihm stammen ‚Celfie und die Unvollkommenen‘, ‚Die Unsichtbar-Affen oder ‚Das wilde Pack‘. Er ist der Gründer des Verlags Akademie der Abenteuer. Zuletzt erschienen dort von ihm zusammen mit der in Australien lebenden Malerin Michèle Meister die Gedicht- und Bildbände für Erwachsene „Nicht aus Adams Rippe“ und „Mitten im Leben“. Die nächste Ausstellung mit den Bildern und Gedichten findet 2025 in der Bibliothek Zeuthen statt. Band 3 und 4 entstehen zur Zeit. Von Kindern mit großer Aufmerksamkeit gelesen wird Boris Pfeiffers vierbändige Ozean-Geschichte SURVIVORS, die von einem Schwarm bunt zusammengewürfelter Fische erzählt, deren gemeinsames Ziel es ist, den Klimawandel zu überleben. Sein Roman „Feuer, Erde, Wasser, Sturm – Zum Überleben brauchst du alle Sinne“ wurde in der Süddeutschen Zeitung als eines der zehn besten Jugendbücher des Jahres 2023 gewählt. Er arbeitet zur Zeit an einem neuen Roman. //
Aus dem Verlag:
