von Erwin Grosche
Wieso kommen Filme, die einen Roman umsetzen mit 90 Minuten aus, während sich der Leser drei Wochen quälen muss, um diesen Wälzer mit 500 Seiten bis zum Schluss durchstehen zu können. Ich las mal an einem Buch vier Monate und drei Tage, dessen Verfilmung als Zweiteiler in der ARD, mit jeweils 42 Minuten auskam? Warum kommen Schriftsteller nicht schneller auf den Punkt? Muss man morgens aufstehen und abends ins Bett gehen? Kann man nicht gleich auf die Höhepunkte setzen? „Der Mann war tot, sein Schwager hatte ihn erschossen.“ Was soll denn dieses Suchen nach jemanden und dieses mühselige Finden? Das hatten wir doch schon so oft, dass wir gleich mit den Tatsachen beeindrucken können. Man kann sich doch auch bei Personenbeschreibungen auf bekannte Personen beziehen, um die Phantasie des Lesers zu unterstützen. Ein Satz wie „Der Arzt, der aussah wie Jürgen Vogel, begann auf seinem Akkordeon zu spielen“, bringt es auf den Punkt und erspart uns Lesezeit. Da weiß der Leser, wen er vor sich hat und wie das Akkordeon klingen wird. Auch Romananfänge können anders ausfallen: „Es war Polizeiruf-110-Wetter. Ein Hundebesitzer räusperte sich übertrieben wie Lars Eidinger, als wollte er gleich klar stellen, dass er in diesem Jahr schon den Jedermann gespielt hat. Es war dieses Jedermannräuspern, dass besonders in Innenhöfen, bei Freilichtaufführungen, zur Geltung kommen kann und einem durch Mark und Bein geht.“ So beschreibt man heutzutage eine Szene, bevor der Hundebesitzer den Toten findet und dabei einen Herzschlag bekommt. Wenn wir diesen unglaublich langen Romanen endlich Einhalt gebieten wollen, ist es vielleicht besser, wenn das Buch den Film beschreibt. Das man also nur noch Bücher herausgibt, die nach einem Film von Bernd Böhlich oder Erwin Keusch geschrieben wurden, und man so eher von Dokumentationen sprechen kann, als von Aufzeichnungen.
Der Autor, Schauspieler, Kabarettist und – nicht zu vergessen ! – Paderborner Erwin Grosche, in jedem seiner Fächer ein herz- und kopferreichender Meister, veröffentlicht im Verlag Akademie der Abenteuer als nächtes Buch den Gedichtband „Das ist nicht so, das ist ganz anders“. Die umwerfenden farbigen Holzschnitte dazu stammen von Hans Christian Rüngeler.