von Boris Pfeiffer
Sie mögen auch die die dünnen Weißen, aber die dicken Braunroten und Rosanen finden sie besser. Die haben auch eine Ringelmusterung. Wenn sie können, sammeln sie ein Marmeladenglas voll und stecken die Würmer in jede Jackentasche, die sich ihnen auftut. Das hat zur Folge, dass die Erzieherinnen öfter in ein ungewohnt lebendiges Gewimmel greifen, das sie erschreckt.
Eines der Kinder ist weniger wurmbegeistert. Es hat eine Tulpe gepflückt und sie der Erzieherin in die Tasche gesteckt. Mit der Blüte voran. Als die Beschenkte die Hand auf dem Weg von draußen zurück in den Kindergarten in ihre Jackentasche steckt, öffnet sich ihr Mund zu einem Schrei. Sie schafft es, ihn zu unterdrücken. Sie tastet nicht weiter in die Tasche hinein, fasst aber das dicke Ding, nämlich den fleischigen Stengel der Tulpe, mit spitzen Fingern an und zieht ihn hervor, bis die Tulpenblüte erscheint. Das Kind sieht die Erwachsene erwartungsvoll an. Es bemerkt den Schrecken. „Was ist denn?“, will es wissen. „Was hast du?“
„Nichts. Es ist alles in Ordnung“, presst die Erzieherin hervor. Dann erscheint die Tulpenblüte. Das Kind lacht. Die Erzieherin schafft es mitzulachen. Ihr Herzschlag beruhigt sich. Die Tulpenblüte leuchtet.