Sammelbüchse auf dem Weihnachtsmarkt

// von Boris Pfeiffer //

Es ist schwer, was in die Büchse zu kriegen. Junge, schick gekleidete Frauen sehen mich mit heruntergezogenen hübsch geschminkten Mundwinkeln an: „Ich habe selber nichts!“ Fast kommt es mir über die Lippen zu rufen: „Dann ein Stück deines Mantels, einen Ärmel deines Pullovers?“ Aber das darf ich nicht, denke ich. Schon damals, als wir im Grips Theater das Stück „Café Mitte“ über eine Gruppe von Straßenkindern gemacht haben, war die Frage: „Wie bettelt man höflich und erfolgreich?“ Damals habe ich es nachts an einem U-Bahn-Ausgang ausprobiert und die Leute angesungen: „Haste mal ne Mark? Dit wär irre stark!“ – so wie es dann später auch auf der Bühne geschah. Geld bekam ich nicht aber den Kommentar des Angesungenen zu seinen Kumpels: „Der singt wenigstens …“ Doch heute ist mir nicht nach Singen. Eine von zwei Freundinnen, die ich um eine Spende für die Obdachlosen bitte, fängt an, Französisch zu sprechen. Eben war sie noch Berlinern. Als ich ihr auf Franzöisch antworte, mag sie mich gar nicht mehr leiden. Mir liegt ein italienischer Fluch auf den Lippen, nur so, zum moralischen Ausgleich. Ach, was! Jetzt habe ich’s: Die Wahrheit muss her. Den nächsten erkläre ich: „Dass Geld wird garantiert nicht versoffen! Dafür lege ich meine Hand ins Feuer! Es geht an die Obdachlosenhilfe und sorgt für Unterkunft und Nahrung.“ Ein alter Berliner hört mir zu. Und er lächelt. Er greift in die Tasche und spendet etwas. Und seine Freunde rund um den Glühweintisch auch. Mit diesen Worten komme ich dann ein wenig weiter, wenn auch der Job hart bleibt. Am Ende gebe ich es auf und stecke, was ich selbst dabei habe in die Sammelbüchse. Dann gebe ich sie am Zelt der AG-City ab. Beim Schwatz mit den Veranstaltern sagen alle, dieses Jahr gibt es weniger. Die Berlinerinnen und Berlin haben die Gas- und Stromechnungen bekommen. Nachzahlung von bis zu über 3500 Euro. Das Eingemachte ist erreicht. Ich sehe den Lichterhirsch an, der durch einen Reifen in den Himmel springt.

Der Verlag Akademie der Abenteuer wurde Ende 2020 gegründet, um in diesem Kinderbücher neu aufzulegen und Bücher in die Welt zu bringen, die es sonst vielleicht nicht gegeben hätte. Seitdem sind über 50 Bücher von mehr als 20 Autorinnen und Autoren aus vielen Teilen der Welt erschienen – und die Reise geht weiter. Alle Bücher des Verlags lassen sich finden im Überblick.

Boris Pfeiffer ist einer der meistgelesenen Kinderbuchautoren Deutschlands (er schreibt z.B. die ‚Drei ??? Kids‘, von ihm stammt ‚Celfie und die Unvollkommenen‘ und ‚Die Unsichtbar-Affen oder ‚Das wilde Pack‘) Er ist der Gründer des Verlags Akademie der Abenteuer. Zuletzt erschien dort zusammen mit der in Australien lebenden Malerin Michèle Meister der Gedicht- und Bildband für Erwachsene „Nicht aus Adams Rippe“ und soeben der Folgeband „Mitten im Leben“. Bei Harper & Collins erschien zuletzt seine hochgelobte Kinderbuchreihe SURVIVORS. und vor ein paar Wochen der Roman „Erde, Wasser, Feuer, Sturm – Zum Überleben brauchst du alle Sinne“. Im Kosmos Verlag schreibt er regelmäßig und mit großer Freude neue Bände der Die drei ??? Kids.

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