Brot

// von Erwin Grosche //

Bei einem Besuch der Stadt Köln kaufte ich ein Brot der Bäckerei Merzenich. Es hatte einen schwarzen Mantel an und war innen unschuldig wie ein Trauerredner. Da ich zu Hause noch ein Paderborner Brot hatte, das aufgegessen werden musste, wusste ich, dass ein großer Tag der Entscheidungen anstand. Konnte man die Stärken der beiden Brote vermischen? Konnte man dadurch den Städten Paderborn und Köln Gelegenheit geben ihre unterschiedlichen Lebensansätze zu hinterfragen? Ich schmierte also zwei Butterbrote, von denen das eine vom Paderborner Brot stammte und das andere vom Kölner Merzenichbrot.  Als die beiden Brote nebeneinander auf dem Küchenbrett lagen, nahm ich das Paderborner Brot als Unterlage, und bedeckte es mit dem Kölner Brot von Merzenich. Unten wartete also das berühmte Mischbrot aus Paderborn und oben wurde es besucht durch das tiefschwarze Kölner Brot von Merzenich. Ich war gespannt, ob sich diese beiden Geschmackslinien ergänzen würden. Voller Gottvertrauen biss ich in das rheinischostwestfälische Geschmacksexperiment und war erstaunt. Das Paderborner Brot und das Kölner Brot machten kein Aufhebens von ihrer Andersartigkeit. Man merkte nicht mehr, welches Brot aus welcher Stadt kam und welchen Beitrag es geleistet hatte. Manchmal gewann die schwarze Kölner Kruste die Oberhand, aber auch nur, weil das zurückhaltende Paderborner Brot ihr diese Überlegenheit erlaubte. Es wusste, dass das Kölner Brot am besten wirkte, wenn es im Mittelpunkt stand. Das Paderborner Brot ist lieber der Regisseur eines Films, während das Kölner Brot erst als Hauptdarsteller vor einer Kamera aus sich heraus kommt. „Wie gut, dass es das Paderborner gibt“, sagen seitdem die Kölner. „Es ermöglicht uns zu glänzen.“ „Und wie gut, dass es das Kölner Brot von Merzenich gibt“, sagt dann schnell der Paderborner und überlegt, was er noch lobendes sagen kann. „Es zeigt uns, dass man es zeigen muss, wenn man jemanden mag.“ So soll es sein. Dieses Geschmackserlebnis gab dem Ganzen eine Symbolik, die den Genuss selbst überlagerte und einem die Stadt Köln näher an sein Herz brachte, als dies durch Besuche möglich gewesen wäre. Und wenn heute ein Paderborner Trainer den 1. FC Köln trainiert und sogar deren Geißbock aus Ostwestfalen stammt, dann liegt das auch an diesem erfolgreichen Geschmacksexperiment vom Paderborner Brot mit dem Kölner Brot der Bäckerei Merzenich.

Erwin Grosches und Hans Christian Rüngelers Band „Das ist nicht so, das ist ganz anders“ – liebevoll und hoch gelobt von Elke Heidenreich ist jetzt wieder da! Bestellbar. Zu Lesen. Zu kaufen. Ihr müsst ihm nicht mehr hinterherlaufen. In jeder Buchhandlung zu bekommen. Von Braunschweig bis zum Gardasee. Und in Meckpomm sowieso. Köln und Paderborn gelten auch als hervorragende Lesegebiete 😉https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr4/wdr4-buecher/audio-das-ist-nicht-so-das-ist-ganz-anders-von-erwin-grosche-100.html

Der Autor, Schauspieler, Kabarettist und – nicht zu vergessen ! – Paderborner Erwin Grosche, in jedem seiner Fächer ein herz- und kopferreichender Meister, veröffentlicht im Verlag Akademie der Abenteuer als nächtes Buch den Gedichtband „Das ist nicht so, das ist ganz anders“. Die umwerfenden farbigen Holzschnitte dazu stammen von Hans Christian Rüngeler. Inzwischen arbeitet Erwin Grosche an „Grosches Weltlexikon Zwo“ – es wird im Frühjahr 2023 im Verlag Akademie-der-Abenteuer erscheinen.Der Verlag Akademie der Abenteuer wurde Ende 2020 gegründet, um in diesem Kinderbücher neu aufzulegen und Bücher in die Welt zu bringen, die es sonst vielleicht nicht gegeben hätte. Seitdem sind über 50 Bücher von mehr als 20 Autorinnen und Autoren aus vielen Teilen der Welt erschienen – und die Reise geht weiter. Alle Bücher des Verlags lassen sich finden im Überblick.

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