// von Erwin Grosche //
(Für Benny) In der Jazzszene spricht man nur mit Respekt vom Düring-Daumen. Man ehrt damit das Comeback eines Fingers als vollwertiges Mitglied des Quintetts. Es erstaunt niemanden der Klavier spielt, dass der Daumen gegenüber den anderen Fingern benachteiligt ist. Er ist längst nicht so beweglich wie der Zeigefinger und zieht auch optisch nicht die Blicke auf sich wie der kleine Finger. Er ist der Sancho Panza unter den Körperteilen, der Udo Olschewski unter den Verwaltungsfachleuten. Entdeckt man dann, wie der Jazzpianist Benny Düring diesen Daumen einsetzt, ist eine Herabsetzung nicht mehr gerechtfertigt. Der Düring-Daumen strahlt vor Selbstbewusstsein und bringt sich optimal ein. Gut, er wird nie die Aggressivität des Mittelfingers ausstrahlen, das Tastenstreicheln des Zeigefingers ist ihm fremd, aber er kann über sich hinauswachsen, wenn ein alter Hase wie Düring ihn führt. Düring weiß, wie ein Daumen sich fühlen muss, wenn man ihn nur mitschleift. Dafür arbeitete er nicht nur als Musiker, sondern auch als Pädagoge. So stärkt er des Daumens Selbstbewusstsein und schließt ihn nicht aus aus dem Spiel der Talentierten. Er gibt dem Daumen das Gefühl wichtig zu sein und gebraucht zu werden, auch wenn er nicht das geheimnisvolle Glänzen des Ringfingers erreichen kann. „Du bist ein wichtiges Mitglied meiner Combo.“ Das ist es, womit Düring auch aus dem Daumen ein facettenreiches Spiel hervorkitzelt. Dieses erstarkte Selbstbewusstsein macht den unterforderten Daumen zum Düring-Daumen. Da ist keine Bevormundung zu spüren. Er lässt den Daumen nur los und ermutigt ihn zu spielen. Es ist rührend mit anzusehen, wie der Düring-Daumen dem Spiel der anderen Finger folgt. Da ist kein fünftes Rad am Wagen mehr zu sehen. Man spürt, wie der Daumen mitfiebert, um bloß nicht seinen Einsatz zu verpassen. Da spielt auch jemand für die Mannschaft, wenn er nur auf der Ersatzbank sitzt. Und wie er dann triumphiert, wenn er seine Töne einbringen darf, rührt an und macht ihn zum Düring-Daumen. Viele Klassiker der Jazz-Geschichte profitieren von dieser Neuentdeckung und dieser Neunutzung. Wer weiß, was Miles Davis mit dem Daumen auch auf seiner Trompete, wo ihm ja eher eine stützenden Funktion zugewiesen wird, hätte anstellen können, wenn ihm die Düringsche Sichtweise bekannt gewesen wäre.
Erwin Grosches und Hans Christian Rüngelers Band „Das ist nicht so, das ist ganz anders“ – liebevoll und hoch gelobt von Elke Heidenreich ist jetzt wieder da! Bestellbar. Zu Lesen. Zu kaufen. Ihr müsst ihm nicht mehr hinterherlaufen. In jeder Buchhandlung zu bekommen. Von Braunschweig bis zum Gardasee. Und in Meckpomm sowieso. Köln und Paderborn gelten auch als hervorragende Lesegebiete 😉https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr4/wdr4-buecher/audio-das-ist-nicht-so-das-ist-ganz-anders-von-erwin-grosche-100.html
Der Autor, Schauspieler, Kabarettist und – nicht zu vergessen ! – Paderborner Erwin Grosche, in jedem seiner Fächer ein herz- und kopferreichender Meister, veröffentlicht im Verlag Akademie der Abenteuer als nächtes Buch den Gedichtband „Das ist nicht so, das ist ganz anders“. Die umwerfenden farbigen Holzschnitte dazu stammen von Hans Christian Rüngeler. Inzwischen arbeitet Erwin Grosche an „Grosches Weltlexikon Zwo“ – es wird im Frühjahr 2023 im Verlag Akademie-der-Abenteuer erscheinen.Der Verlag Akademie der Abenteuer wurde Ende 2020 gegründet, um in diesem Kinderbücher neu aufzulegen und Bücher in die Welt zu bringen, die es sonst vielleicht nicht gegeben hätte. Seitdem sind über 50 Bücher von mehr als 20 Autorinnen und Autoren aus vielen Teilen der Welt erschienen – und die Reise geht weiter. Alle Bücher des Verlags lassen sich finden im Überblick.