Bei den Pferden

von Boris Pfeiffer

Schon am Morgen fragt sie aufgeregt: „Darf ich dem Pferd einen von den Äpfeln mitbringen?“ Glücklich steckt sie ihn ein. Beim Pferd angekommen, steht es ganz hinten auf der Koppel, halb verborgen unter einem Baum. Es linst hinüber. „Nein“, sagt sie, „reiten lassen musst du heute niemanden, ich werde dich nur umarmen.“ Das Pferd kommt. Sie nimmt es am Strick und führt es aus der Koppel. Vor dem Zauntor beginnt das Pferd das hohe Gras abzurupfen. Sie steht bei ihm, ihr Körper verschmilzt vor Himmel und Gras mit dem Pferd. Unter einem Baum liegen die Äpfel für das Pferd. Darunter auch ihrer. Sie führt das Pferd an die Stelle und es frisst die Äpfel. „Es hat meinen gefressen!“ Ihre Augen leuchten. Sie leuchtet. Sie schmiegt ihren Hals und ihre Brust an den Hals des Pferdes. In den Augen des Pferdes steht zu lesen, dass es sie wahrnimmt. Der Körper des Pferdes hat sich mit Vertrauen gefüllt. Frage folgt auf Frage. Antwort folgt auf Antwort.    

Boris Pfeiffer ist einer der meistgelesenen Kinderbuchautoren Deutschlands, sein Werk in viele Sprachen übersetzt. Im Verlag Akademie der Abenteuer erscheint seine (dem Verlag den Namen gebende) Buchreihe um die Magie des Wissen und die Macht des Geldes Akademie der Abenteuer. Zuletzt erschien zusammen mit der in Australien lebenden Malerin Michèle Meister der Gedichtband Lockdown – ein C-Movie.

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