von Boris Pfeiffer
Es ist so ein Morgen. Ich muss los zum Interview, freue mich drauf, bin aber auch noch verschlafen. Kaffee muss her. Ich setze die Kanne auf, gieße mir, als er hochblubbert, eine Tasse voll und kippe, wie ich es inzwischen seit einigen Jahren mache, etwas Wasser aus der Wasserkaraffe dazu. Frei nach Goethe: Das Wasser allein macht stumm, das beweisen im Teiche die Fische, der Wein allein macht dumm, das beweisen die Herren am Tische – drum trink ich, um keines von beiden zu sein, stets mit etwas Wasser den Wein … Also, Goethe meets Americano. Mit dem ersten Schluck verziehe ich das Gesicht. Das ist der sauerste Kaffee aller Zeiten. Liegt es an der Tasse? Sie ist neu! Rot und Gold, aus Italien, mitgebracht von der letzten Reise. Kann nicht sein. Neue Tassen haben noch nie den Kaffee sauer gemacht. Ich nehme noch einen Schluck. Noch schlimmer. Ich sehe zur Wasserkaraffe. Ich habe sie gefüllt neben dem Waschbecken stehen gesehen und genommen. Eine Ahnung überkommt mich. Ich frage meine Frau: „Hast du die mit Essigwasser gefüllt gegen den Kalk?“ „Klar“, nickt sie. Klar, denke ich: Alles Essig … und mache mir einen neuen Kaffee.