In the dollhouse

von Boris Pfeiffer

Der Sonntag liegt breit in den Berliner Straßen. Jeder, der kann, ist unterwegs. Roller rattern über den Bürgersteig, junge Kerle üben Haarnadelkurven und slidende Bremsmanöver, alte Männer schlurfen glücklich über das Pflaster, alte Frauen gehen mit den Händen hinter dem Rücken einher, die Cafés scheinen aus allen Nähten zu platzen, Familien lustwandeln – halt!
In der Uhlandstraße steht ein junger Papa, den Sinn in Richtung Kurfürstendamm gewandt, das Gesicht in die andere Richtung. Unter der Sonnenbrille ruft er seiner Frau, deren tiefdunkles, langes Haar seidig und glänzend und prächtig zu ihrem rosa Sommerkleid leuchtet, zu: „Jetzt warte nicht mehr!“ Die Frau dreht sich mit endgültiger Entschlossenheit ihrer Tochter zu. Das Mädchen steht neben ihrer Puppe, die auf dem Bürgersteig liegt. Sie will sie nicht mehr. Nicht jetzt. Sie sieht sie nicht an. „Nimm die Puppe!“, ruft die Mama. „Sonst bekommt sie ein anders Mädchen.“ Das Kind nimmt die Puppe nicht. „Anderes Mädchen!“, ruft die Mama. „Anderes Mädchen!“

Boris Pfeiffer ist einer der meistgelesenen Kinderbuchautoren Deutschlands, sein Werk ist in viele Sprachen übersetzt. Im Verlag Akademie der Abenteuer erscheint seine (dem Verlag den Namen gebende) Zeitreisenreihe für Kinder und Jugendliche: „Akademie der Abenteuer„. Zuletzt erschien zusammenmit Michèle Meister der Gedichtband „Lockdown – ein C-Movie„.

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