Ludwigkirchplatz, vier Tische außen …

von Boris Pfeiffer

… und jedes Augenpaar folgt ihm. Des Mannes mit dem grauen Schnauzer, der einen Aperol trinkt und seine Zeitung sinken lässt. Der beiden Damen mit hellrotem Lippenstift, die sich gleich darauf atemlos ansehen. Der Raucherin, die ihre Zigarette vergisst. Des distinguierten Herren mit Einstecktuch, der seine Begleitung außer Acht lässt und sichtlich stockt.
Er trägt weiße dreiviertellange Hosen, eine weiße Jacke, schwarze Schuhe, blondiertes Stoppelhaar. Seine Haut ist grell tätowiert. Er leuchtet in allen Farben. Er hat Ringe in der Nase. Seine Kopfhaut ist tätowiert und knallt durch das Blond. Er kümmert sich nicht um die Aufmerksamkeit.

Ein Stück um die Ecke in der Uhland liegen zwei junge Männer in Schlafsäcken vor dem Schaufenster der Supermarktdrogerie. Sie haben rote Pusteln im Gesicht, klammern sich an eine Stoffschlange aus bunten Wollkugeln, stechen quadratmetermäßig und farblich weit über den vorherigen Fußgänger hinaus. Keiner sieht sie an. Alle sehen weg.

Hundert Meter südlich steht eine junge Frau mit weitem Rückenausschnitt vor einem Laden und raucht E-Zigarette. Auf ihren Schulterblättern leuchten tätowierte bunteste Pfauenfedern plus Grasgrün. Alle stöhnen vor Lust auf bei diesem Anblick. Berlin.      

Boris Pfeiffer ist einer der meistgelesenen Kinderbuchautoren Deutschlands und Gründer des Verlags Akademie der Abenteuer. Zuletzt erschien dort zusammen mit der in Australien lebenden Malerin Michèle Meister der Gedicht- und Bildband für Erwachsene Lockdown – ein C-Movie. Ende September 2021 erschien bei Harper & Collins der erste Band seiner neuen Kinderbuchreihe SURVIVORS.

 

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